NUR ZUM SPASS – NUR ZUM SPIEL. KALEIDOSKOP VALESKA GERT (BRD 1976/77) //
Brief v. Valeska Gert an VS. Kampen /Sylt, o.D. Transkript:
1c: „Ich war nie Kneipenwirtin, das ist Hofers Ausdrucksweise. In New York u. Provincetown verkaufte ich noch nicht mal Spirituosen, nur Cabaret, in Berlin auch …“ / Randbemerkung: „D. Fotos sind gut“ //
1d: „… Cabaret (von 1950 an) u. in Kampen kommen die Leute auch nur um mich anzugucken (ich trete in K[ampen] aber nicht auf) u. d. singenden Kellner Dietmar ist entweder tot oder böse, weil ihm in Kampen Lary gesagt hat, er solle dort abfahren. Ich brauche Dietmar. Er serviert u. macht Transvestitensarten, sehr gut, wenn er in Stimmung ist.“
1e: „Lieber Volker: vielen Dank! Was Sie sagen, ist schön, aber wie kommt Sie wieder drauf, dass ich nicht ein ganz grosser Star war? Ich war „die“ expressionistische Tänzerin, „die“ Tanzpantomimin, ich habe das alles erfunden. Ich habe als einzige deutsche Tänzerin Tanzabende in den grossen Theatern u. Konzertsälen v. Paris, London, Amsterdam, den [sic!] Haag, Prag, Wien, Budapest, Moskau, Leningrad, Kiev, …“
1f: „… Basel, Zürich etc. gegeben. Nur, ich war solange weg, dass man alles der Wigman (gemeint ist Mary Wigman, dt. Tänzerin und Choreographin) zuschrieb, denn eine muss es ja gemacht haben. Wigman war eine modernisierte Duncan (gemeint ist Isadora Duncan, US-Tänzerin und Choreographin), ich sollte zur selben Zeit wie sie nach U.S.A. engagiert werden. _____ war bei mir, aber mein Mann riet ab, ich würde solch (?) Tournée physisch nicht aushalten. Ich wurde ja erst in d. Emigration erst körperlich gesundheitlich krank. Diese Pantomimen mit Wort …“
1g: „… u. Gesang war ja meine 2. (?) Carrière, weil ich, als die Tänze v. anderen kopiert versucht wurden, ich davon abging u. was Neues machte. Ich wurde „Kneipenwirtin“ dort nur durch d. Emigration, galt bei dem progressiven u. kunstverständigen Publikum als „die“ „Tänzerin“, Wigman wurde v. d. „Weltbühne“ Tanzmutter genannt u. hatte hauptsächlich Wandervögel als Publikum, …“
1h: „… aber auch sie bereicherte sich an mir. Ten[n]essee Williams hatte schon einen Kunstpreis für einen seiner Stücke als er zu mir kam. Diese Nummern mit Ton und Worten machte ich in New York u. in meinem Berliner Cabaret „Hexenküche“ von 1950 an ____ Jahre lang nach New York. Nur da schrieb auch ein Kritiker, dass, wenn man zurückdenkt, Bergner (gemeint ist wohl Elisabeth Bergner, österreichisch-britische Schauspielerin und Regisseurin) einem wie ein dünner Wasserstrahl vorkomme. Dr. Rudolf Frank schrieb in einem seiner Bücher, dass es nur 2 wichtige Künstler in Berlin gab, Bergner u. ich, aber ich sei die Moderne etc. __, warum habe ich Ihnen das nicht alles erzählt, …“
1i: „… die Filmerei hab ich nur ganz nebenbei zwischen Tournéen gemacht. Ich bekam auch die ganz grossen Stargagen, mehrere Tausend mark [sic!] für einen einzelnen abend [sic!], ___ damals Höchstgagen. Ivy Litvinof schrieb in Moskau für eine Zeitung: was macht, dass das kritischste Tanzpublikum der Welt in Raserei bei ihren Tänzen geriet? Weil sie eine Mischung aus echtem Klassiker u. extravagantester Moderne ist. Bitte [sprechen] Sie der 2 nochmal mit d. _____ _____ Valeska“
1j: „Ich wollte Sie eben antelefonieren, München immer besetzt“
Quelle: DFF / Sammlung Volker Schlöndorff //
Archivnummer: 14_10_6_06_003