• MORD UND TOTSCHLAG (BRD 1967)

  • MORD UND TOTSCHLAG (BRD 1967)

  • MORD UND TOTSCHLAG (BRD 1967)

„Ein modernes Märchen: es war einmal ein junges Mädchen, das auszog, das Gruseln zu lernen.“

Ein Mädchen, eine Waffe, ein Schuss – und eine Leiche, die schleunigst verschwinden muss. Eine Geschichte ohne Reue, ohne Moral. Es ist eine Szene im TÖRLESS, die bereits auf das zweite Spielfilmprojekt Schlöndorffs hinweisen sollte: Im Kaffeehaus entdeckt Beineberg bei der Zeitungslektüre unter der Rubrik „Mord und Totschlag“ einen ungewöhnlichen Fall:

Acht Jahre Kerker für die Mörderin – Wilhelmine arbeitete bis zu ihrem 19. Lebensjahr als Servierfräulein in einem Grazer Kaffeehaus. Dann lernte sie den desertierten Soldaten Günther K. kennen, der sie der Prostitution zuführte und für sich arbeiten ließ. Auf die Frage des Richters, warum sie das getan habe, antwortete Wilhelmine: „Ich war ihm hörig. Als Günther mich an jenem Abend zum Arbeitsplatz auf der Wiener Straße bringen wollte, sagte ich ihm: Ich habe heute keine Lust. Darauf sagte Günther: So, dann schlaf mit mir. Das wollte ich aber auch nicht, ich wehrte mich und Günther verprügelte mich und war sehr böse. Dann musste ich mich wie immer vor ihm niederknien und ihn als meinen Gott anbeten, damit er mir wieder gut war. Nachts erschoss ich ihn dann im Bett.“

In der Realität hatte Schlöndorff diese Meldung in der Münchner Abendzeitung gelesen, die ihm viel Stoff für seinen nächsten Film, „der keine Literatur, sondern endlich Nouvelle Vague, hier und heute sein sollte“, bot. (Schlöndorff 2011, S. 167) Nachdem Hans sein Hab und Gut zusammenpackt, um Marie endgültig zu verlassen, drängt er sie dazu, ein letztes Mal mit ihm zu schlafen. Selbst als sich Marie wehrt, lässt er nicht nach. Sie greift zur Waffe und drückt ab. In einer Kneipe lernt sie schließlich Günther kennen, den sie dazu überreden kann, ihr bei der Beseitigung der Leiche zu helfen – ein Road-Trip aufs Land beginnt, und der Mordfall rückt mehr und mehr in den Hintergrund.

„Es entsteht keine echte Liebesgeschichte zwischen ihnen, aber eine Art Freundschaft, die über die selbstverständliche Komplizizität [sic!] hinausgeht.“

Aus unserem Archiv